Ist Arzu Özmen wie so viele andere umsonst gestorben?
Gestern begann der Prozess gegen die fünf Geschwister der entführten und ermordeten Kurdin Arzu Özmen vor dem Landgericht Detmold. Der Vorwurf gegen sie lautet Geiselnahme. Drei von ihnen wirft die Staatsanwaltschaft zudem Mord vor. Die vier Brüder und eine Schwester sollen die 18-jährige Arzu am 1. November 2011 aus der Wohnung ihres Freundes entführt haben. Nach wochenlanger Suche und Hoffen, wurde jedoch ihre Leiche Mitte Januar in der Nähe von Hamburg gefunden.
Die Familie gehört zur Glaubensgemeinschaft der Jesiden.
Das Tatmotiv soll nach Überzeugung der Anklage sein, dass die Familie die Beziehung Arzus zu einem deutschen Bäckergesellen nicht akzeptieren wollte. Ihr Glaube untersagt streng genommen Beziehungen zu Nicht-Jesiden.
Ich möchte hier jetzt nicht die Jesiden an den Pranger stellen, denn genau genommen verhalten sich ausnahmslos ALLE Religionen so oder ähnlich.
Bei uns heißt es: „Vor dem Gesetz sind alle gleich!“
Allgemein wird behauptet, „Vor Gott sind alle gleich!“
Das stimmt meiner Beobachtung nach leider nicht, denn so wie ich es beobachte, sind manche Menschen etwas „gleicher“ als andere.
In einigen Ländern werden die Frauen so sehr benachteiligt, das selbst eine Aussage vor Gericht von einer Frau gemacht, nur halb so viel zählt wie die eines Mannes.
Frauen müssen sterben, weil sie aus Sicht der Familie traditionelle Normen verletzt haben.
Weil sie vielleicht vor der Ehe eine Beziehung zu einem Mann hatten. Das ist dann ein so genannter „Ehrenmord“. Die Vorstellung von Ehre ist eng verbunden mit der Sexualität der Frauen.
Wenn eine Frau sich sexuell frei verhält, fühlen sich die Männer in der Familie wegen ihrer verinnerlichten „Werte“ verpflichtet, sie zu strafen, um die Ehre wiederherzustellen.
Warum machen sie so etwas?
In ihren Augen müssen sie zeigen, dass sie die Kontrolle über ihr „Eigentum“ haben, sonst werden sie von der Gemeinschaft als schwach angesehen und abgelehnt.
Was für ein schrecklicher Irrtum!
Gott hat die Menschen in all ihrer Schönheit erschaffen, warum dürfen dann die Frauen in einigen Ländern nur verschleiert aus dem Haus gehen? Weil nur ihr „Eigentümer“ sie in ihrer ganzen Schönheit bewundern darf?
Solch ein Gesetz kann nur von einer sehr eifersüchtigen Person erlassen worden sein.
Und alle die so handeln, haben bis heute immer noch nicht begriffen, das uns niemals eine andere Person „gehören“ kann. Jeder Mensch hat seinen freien Willen, und darum kannst du niemals einen anderen Menschen besitzen. Auch durch eine Heirat, besitzt du deinen Partner nicht!
Liebst du deinen Partner, und tust alles für ihn ohne eine Gegenleistung zu erwarten, denn nur das ist wahre Liebe, dann brauchst du auch keine Angst zu haben, das er dich jemals verlassen wird. Zwingst du ihn jedoch immer und immer wieder zu etwas, was ihm wiederstrebt, dann wird er dich verlassen, selbst wenn er dafür sterben müsste.
Was sagt uns das?
Gewalt ist keine Lösung – niemals!
Auch wenn in fast allen „Heiligen Schriften“ zur Gewalt aufgerufen wird.
Ich sage bewusst fast, weil ich nicht alle kenne.
Alle die an Gott glauben, sollten doch wohl wissen, dass Gott ein Gott der Liebe ist.
Und nicht ein Gott der Kriege oder ein Gott der Rache…
Ich glaube, dass die Schreiber und Übersetzer der heiligen Schriften, „Gottes Wille“ nur als Vorwand oder Ausrede benutzt haben um „ihren eigenen Willen“ durchzusetzen. Denn Aufrufe zum heiligen Krieg in dem alle Nichtgläubigen getötet werden sollen, scheinen doch wohl eher einem kranken menschlichen Gehirn entsprungen zu sein, als einer Anweisung eines liebenden und alles verzeihenden Gottes.
Solange es uns Menschen, egal welcher Rasse und egal welcher Religion, am wichtigsten ist und wir darauf bestehen, die Interessen Gottes vertreten zu müssen, anstatt die Interessen aller Menschen, solange gestatten wir uns oder unseren „Anführern“ auch die Interessen Gottes so auszulegen, oder zu definieren, wie es uns oder ihnen am besten passt.
Und wie es scheint, tun wir es immer noch hervorragend, entsprechend unserer von Kindheit an eingeprägten Glaubensvorstellungen von Gott und den Dingen, die – wie wir meinen – Gott von uns will und erwartet.
Was aber wäre, wenn Gott Garnichts von uns will oder erwartet?
Ich selbst wurde im Christlichen Glauben erzogen, was mich aber nicht davon abhielt, mit 16 Jahren aus der Kirche auszutreten. Ich konnte zu der Zeit einfach nicht an einen Gott glauben. Als ich klein war, wurde immer über den „lieben Gott“ geredet. Allerdings konnte der „liebe Gott“ auch ganz anders, er konnte „angeblich“ auch ganz schön böse werden, wenn man bestimmte Dinge nicht so machte, wie man sollte…
Aber mir hat er dann ja anscheinend verziehen, denn:
Ich habe zu der Zeit nie gebetet – und ich tue es auch bis heute nicht!
Das heißt aber nicht, dass ich nicht gläubig bin, es ist zwar eine lange Zeit vergangen, bis ich meinen Glauben an Gott wiedergefunden habe, es waren so um die 34 Jahre…
Ja, seit ich 50 bin, glaube ich wieder an einen Gott. Allerdings nicht an so einen Gott, wie er in einem dieser „heiligen Bücher“ beschrieben wird!
Mein Gott liebt und verzeiht allen seinen Geschöpfen, egal was sie machen oder gemacht haben.
Mein Gott ist nicht nachtragend.
Mein Gott liebt mich und ich liebe „Meinen Gott“.
Mein Gott freut sich mit mir über meine Erfolge.
Mein Gott tröstet mich bei meinen Misserfolgen.
Mein Gott hilft mir, anderen Menschen zu helfen.
Mein Gott gibt mir die Kraft, diese Welt täglich zu verändern.
Ja, ich mache eigentlich nur das, was jeder andere Mensch normalerweise auch nur macht…
Ich beobachte meine Umwelt, dann beurteile ich meine Beobachtung und treffe meine Wahl zum weiteren Vorgehen. Dann beobachte mein weiteres Vorgehen, beurteile meine Beobachtung und treffe erneut meine Wahl zum weiteren Vorgehen. Und so geht es jeden Tag weiter. Beobachten, beurteilen, eine Wahl treffen, so etwas nennt man Leben.
So etwas nennt man aber auch Evolution!
Jeder Mensch sollte immer danach streben sich weiter zu entwickeln.
Wenn sich jetzt aber jeder Mensch weiterentwickelt, weil es in seiner Natur liegt, dann frage ich mich:
Warum können sich die Religionen nicht auch weiterentwickeln?
Die Technik hat sich auch immer wieder weiterentwickelt, und selbst die Religionsführer nutzen sie. Warum werden dann neue Erkenntnisse im Bezug auf die heiligen Schriften, die im Wiederspruch zum Alten stehen oder es modernisieren könnten, als ketzerisch oder als Gotteslästerung abgetan?
Die Religionsführer behaupten, dass alles was es zu sagen gibt, bereits gesagt wurde und alles was es zu wissen gibt, bereits bekannt ist und dass alles was es zu verstehen gibt, bereits verstanden worden ist. Punkt, Schluss, aus, Ende der Diskussion!
Und genau darum erfahren die Religionen auch kein Wachstum mehr, sie entwickeln sich nicht weiter – dort herrscht Stillstand!
Wer sagt euch denn, dass die Erde rund ist? Früher sagte man doch es sei eine Scheibe…
Warum seid ihr jetzt davon überzeugt, dass sie rund ist? Vielleicht hatte Gott sie ja doch als Scheibe erschaffen, damit er uns Menschen besser beobachten kann? Und bei Bedarf auch sofort bestrafen kann.
Um jetzt aber wieder zum Thema dieses Artikels zurück zu kommen, lasst uns noch einmal über die Ehre nachdenken.
Wie ich auf dieser Seite nachlesen kann, sprechen weder der Koran noch die islamische Überlieferung in dem Sinn von Ehre, wie er vor allem im ländlichen Bereich, in dem von Stammesdenken und Stammesstrukturen geprägten islamischen Umfeld gelebt wird.
Die Auffassung davon, was „Ehre” (im Türkischen oft „namus” oder „onur”) und was „Schande” ist, wird also vor allem durch die Tradition bestimmt, sowie durch die Werte, die innerhalb der Stämme und Familienclans gelebt werden.
Unter anderem steht da auch dieser Satz:
„Auch ein Vater, der seine Tochter sehr liebt, wird sich unter gewissen Umständen dazu entschließen, ihr Leben zu opfern, um die Familienehre wiederherzustellen, da er ohne Ehre – und so wird er andernfalls in den Augen seiner Umwelt betrachtet werden – nicht leben kann.“
Dazu kann ich nur sagen:
„Nichts auf der Welt hat irgendeine Bedeutung,
außer der, die du ihm gibst!“
Es steht ihm doch nicht auf der Stirn geschrieben, dass sich seine Tochter nicht „regelkonform“ verhalten hat. Warum glaubt er dann, seine Ehre verloren zu haben?
Wen interessiert schon was die Nachbarn denken,
nur was du selber von dir denkst ist für dich wichtig!
Wenn wir alle unsere alten Glaubensvorstellungen die in der heutigen Zeit einfach nicht mehr funktionieren, ändern würden, könnten wir alle bald schon hier das Paradies auf Erden haben.
Ich wünsche mir, dass Arzu nicht umsonst gestorben ist und dieser Artikel möglichst viele Menschen dazu bringt, mal über ihre alten Glaubensgewohnheiten nachzudenken und bei Bedarf gegen Neue Glaubensgewohnheiten auszutauschen. Es ist leichter als man denkt.
Zum Schluss möchte ich euch noch einen Satz aus dem Buch „Neue Offenbarungen“ von Neale Donald Walsch zum nachdenken hinterlassen…
„Ich veranlasse euch zur Kenntnis zu nehmen, dass sich die Moral in der Tat ändert, dass Gedanken und Vorstellungen, die zu einer Zeit und an einem Ort hohen moralischen Wert besaßen, zu anderen Zeiten und an anderen Orten diesen nicht haben mögen, dass tausend Jahre lang gehegte Glaubensvorstellungen sich nicht unbedingt – und tatsächlich nur ausgesprochen selten – auf die nächsten tausend Jahre anwenden lassen.